EIGENSCHAFTEN (nach 20jähriger Anbauerfahrung)
Die vitale Wuchskraft der Sorte ermöglicht ein Gedeihen auf allen Böden der Region (siehe Kapitel
"Landschaft"). Die
Erziehung des Weinstocks ist in allen Formen möglich wie Pfahl, Bogen, Draht, Hecke, Spalier, Kordon und Pergola. Die
Vermehrung kann in einfacher Direktträgerart mittels Fechsern oder Steckhölzern erfolgen, da von der Urform her als
Amerikarebe zumindest Reblausverträglichkeit vorausgesetzt wird und somit genetisch einheitliches Material von der Wurzel
bis zur Beere vorliegt. Der Ertrag ist hoch und sicher. Die Blätter gestalten sich markant dreilappig in freundlich-hellem
Grün. Sie können bei älteren Weinstöcken riesige Ausmaße annehmen. Laubschnitt ist im Laufe der Vegetationszeit mehrfach
erforderlich. Die Trauben werden überwiegend mittelgroß, sind entweder zapfenförmig schlank, meistens aber geschultert und
daher herzförmig mit längeren Stielen. Die Beeren sind rund, meist mittelgroß und zeigen durch die eigentlich
unproblematische Verrieselung im Frühjahr eine lockere, gut belüftete und besonnte Struktur in der Traube. Die Vollreife
setzt um den 20. Oktober ein. Dann zeigt die Beere eine tief blau-schwarze Farbe mit leichter Bepuderung. Geht diese
verloren (Regen, Wind, Abwischen), glänzen die Beeren mit erstaunlichem Spiegeleffekt in der Sonne. Früher nannte man
solche "Vitis labrusca"-Weine auch "Clarettrauben", "Claretweine", von lat. "clareo" = glänzen, hervorleuchten. Die reifen
Beeren verströmen mitunter einen leicht aus dem Rebstock abwehenden herb-aromatischen Duft. Ein beglückendes Erlebnis für
den Weinbauern, der sich eng mit seinen Reben verbunden fühlt. Der Autor erreichte auf seinem eher ungünstigen Standort in
der Nordostecke einer Natursteinmauer dennoch Mostgewichte bis 86° Oechsle im Oktober und bis 94° Oechsle im
November.
Die Stiele der Trauben und Blätter, desgleichen die Ranken und die Fruchtreben färben sich im Verlauf
der Vegetationszeit vom freundlichen Grün zum zunächst sehr hellem Ziegelrot, das zunehmend immer dunkler wird.
Frappierend ist die perfekte Resistenz von Blatt und Beeren gegenüber Pilzkrankheiten (die beiden
Mehltauarten, Graufäule), gegen Insektenbefall und Vogelfraß, was offensichtlich auf die Dickschaligkeit der Beeren und
die darin angehäuften Aromen und Abwehrstoffe zurückzuführen ist.
Frostschäden gab es in all den Jahren nicht, bis auf zugefrorene Triebspitzen an Jungreben, die
problemlos durch Rückschnitt beseitigt werden konnten.
Der Geschmack der Beere wirkt fruchtig-frisch mit leichter Dominanz nach Erdbeere, dem ein herb-würziges
Aroma mit Muskatnote aufliegt, worin sich eindeutig die "labrusca", die "Wildheit" der Urgene noch einmal zurückmeldet.
Harmonisiert wird dieser Cocktail durch den hohen Zuckergehalt der vollreifen Beere, die dadurch zum Genuss wird. Wer die
anfängliche Fremdheit oder besser Neuheit des Herbaromas akzeptiert, wird bald vom Kosten zum Schlecken übergehen und
letztlich nicht mehr aufhören wollen.
|
Bild 14/15:
Riesenwuchs beim "BLAUEN BERNBURGER"® WEIN, links etwa 60jähriger Stamm, daneben Weinblatt.
Inhaltsverzeichnis,
Seite:
Zurück
-
1,
2,
3,
4,
5,
6,
7,
8,
9,
10
-
Vorwärts
|